Zen ist in. Kirche ist out.

Zen und Kirche. Die Lage der Dinge in Kürze. Gesellschaftlich gesehen.
In Japan würde man das möglicherweise anders sehen, doch wir bleiben mal in unseren westlichen Gefilden. Wenigstens physisch und kulturell.

Sonntags in die Kirche gehen hält man für ziemlich verrückt, wenn man Ein Kreis mit innen einem Kreuz.nicht zu den Kirchgängern gehört, die, nebenbei, deutlich weniger „obrigkeitsgläubig“ sind, als die Öffentlichkeit annimmt.

Wenn ich sage, ich meditere jeden Morgen, ruft das weit eher Anerkennung hervor, obwohl jeder eingeladen ist, es mir gleich zu tun. Ich biete Dir sogar an, Dir dabei zu helfen, kostenfrei wenn Du dich jetzt schon einträgst.

Wenn ich sage, ich betreibe Zen-Meditation und bin katholisch, schicken mich die Esoteriker auf den Mond und die „Frommen“ unter den Christen in die Hölle.

Die Rückkehr

Es ist wohl eher üblich, dass Menschen bei uns sich buddhistischen Lehren zuwenden, weil sie etwas suchen oder auch weil es in ist, und irgendwann zu den eigenen Wurzeln zurückkehren, die eben doch in einer untergründig christlich geprägten Kultur liegen, als umgekehrt. Als ich begann, mich für Von Innen erleuchtete SchaleMeditation zu interessieren, war ich fünfzehn. Als Christin hätte ich mich selbst zu dem Zeitpunkt nicht verstanden, Buddhistin bin ich dabei auch keine geworden.

Faszination übte vor allem die Kultur des japanischen Zen aus.
Obwohl Zen eine chinesisch-japanische Form des Buddhismus ist, kann auf religiös-rituelle Formen (die es gibt) letztendlich verzichtet werden. Im Zentrum steht jene Erfahrung, die durch das Üben strenger Sitzmeditation angestoßen und gefördert wird. Zu der vom Zen geprägten Kultur gehört auch ein daraus erwachsenes ästhetisches Verständnis, das sich in Gestaltung und Kunsthandwerk, Kalligraphie, Bau- und Gartenkunst ausrückt, und die innere Haltung etwa beim Teetrinken, in der Musik und beim Budo (Kampfkunst), die auf jede andere Tätigkeit genauso anwendbar ist. Nicht zu vergessen, dass all das im Verhalten gegenüber anderen das Alltagleben erreichen muss.
Fotos von aufgeschichteten Steinchen, die heute so beliebt sind, gab es vor 30 Jahren nicht an jeder Ecke als Standardschmuck zu kaufen. Die möchte ich keinem ausreden, es hat nur hiermit wenig zu tun.

Der altarraum in der Kirche in Frankfurt-Riederwald. Licht fällt von oben ein. Eine Christusfigur hat symbolisch segnend am Kreuz die Hände erhoben. Altarkerzen brennen. An der Wand die Orgel.Später habe ich ein Diplom in Theologie erworben und ein Bakkalaureat in Philosophie. Ich habe bestens die Sprache der westlichen christlich-philosophischen Tradition gelernt. Sie scheint weit weg zu liegen von der östlicher Kulturen.

Daneben in Länge und Breite die spirituelle Welt christlicher Prägung durchschritten, immer der grundlegenden Regel jedes spirituellen Weges folgend: Weiter gehen.

Irgendwann aber kehrte die verschüttete Seite an die Oberfläche zurück. Um mehr Meditation ging es zunächst gar nicht. Spiritualität im Alltag leben war mir viel wichtiger und mein vorrangiges Thema.
Es war zunächst die ästhetische Dimension, die zurückkehrte: Schönheit aus der Reduktion, die Vollkommenheit des Unvollkommenen. Material gewordenes Loslassen. Es ordnet meinen Geist, macht gelassen.

Zendo ohne Religion

Es verging eine ganz Zeit, bis ich mich entschied, mich einmal wieder zum Meditieren hin zu setzen. Ich wollte mit 10 Minuten anfangen, ohne Druck. Doch ich merkte bereits beim ersten Mal: Das ist für mich zu wenig. Alles war sofort wieder da, vorausgegangene Erfahrung, Verbundenheit. Sitzen in Versenkung war einfach, und das ist ein großes Geschenk. Ein durchaus unerwartetes.Kirchentür führt ins Licht

Mit mir war längst vorher etwas geschehen, was sich nun auch hier auswirkte: Ich war zu größerer Einheit gekommen, im Denken und auch im Erleben: Einheit mit mir selbst und auch in Begegnungen mit anderen und im gesellschaftlichen Feld.
Nicht nur als soziale und psychische Dimension, sondern in der Weise des Denkens und Wahrnehmens selbst zeigte sich die Grenzen überschreitende Kraft, die jeden spirituellen Weg ausmacht.  Es waren Christen gewesen, die mich alles nötige gelehrt hatten.

Kreuz aus meinem LogoUnd nun auch hier: Es gab für mich keine Grenze mehr zwischen  westlicher und östlicher Spiritualität und Weisheit.

Kreis aus meinem LogoIch hatte früh erkannt, dass beides zwei unterschiedlichen Blickwinkeln entsprach, was sich gelegentlich in einander geradezu widersprechenden Sprachregelungen nieder schlägt. Wenn mich das auch immer davor bewahrt hatte, Gegensätze auf zu machen, hatte nichts desto trotz auch ich dabei einen Wechsel der Welten empfunden.
Doch es waren die Begrenzungen in mir selbst gewesen, nichts davon war mehr da.

Ich blieb diesselbe, wenn ich mich in diese anderen Räume begab, in denen ich wieder mir begegnete, ob sie christlich waren oder zen-buddhistisch. Und so begann ich wie von selbst, tiefer zu begreifen… zu verstehen…

Wozu…?

Erstmal ist Meditation weder „buddhistisch“ noch „christlich“ – das sind höchstens die Inhalte, die man hinein trägt und dem unterlegt. Hände des Buddha im Lozussitz.Fällst Du tiefer in die Versenkung, haben Texte ohnehin keine Bedeutung.

Die Gedanken verebben. Das innere Schweigen ist wortlos.

Doch Du fragst Dich vielleicht: Wozu das Ganze? Wenn ich katholisch bin und etwas wie Satori („Erleuchtung“, „Erwachen“) damit gar keine religiöse Bedeutung hat, was soll mich denn bitte dazu animieren, mich täglich hin zu setzen und zu meditieren? Ruhe in der Hektik der modernen Welt zu finden? Oder doch die Suche nach einem höheren Selbst?

Nun, es gibt nichts zu erreichen. Alles ist schon da.

Meditieren ist kein Wundermittel. Es erhöht die Präsenz.

Mir gibt es die Fokussierung aufs Wesentliche. Das hilft, Prioritäten zu setzen und bei der Sache zu bleiben. Den klaren Blick für das, was ich will. Die nötige Disziplin, ohne mich zu etwas zwingen zu müssen. Setze ich mich am Morgen hin, hält das den ganzen Tag an.

Dies zu interpretieren, überlasse ich Dir selbst.