Am Sonntag war der erste Advent. Den ersten Dezember mit dem Beginn des Adventskalenders haben wir auch hinter uns gelassen. Adventlich ist mir nicht geworden.
Weihnachten ist weit weg. In der schnellen, digitalen Welt, sind 3 Wochen eine weite Entfernung.
Advent versagt
Neulich erzählte jemand auf Facebook, wie sie Plätzchen gebacken haben. Und wie schön das in adventliche Stimmung bringt.
Ich backe keine Plätzchen. Allein in der Küche stehen, um Plätzchen verschenken zu können an Leute, die genug Plätzchen haben. Nö.
Lebkuchen gibt es schon seit Oktober, das hat längst mit Weihnachten nichts mehr zu tun.
Geschenke zu Weihnachten haben meine Eltern abgeschafft. Ich muss keine besorgen.
Weihnachtsbaum brauche ich auch keinen. Ich habe keinen Platz. Und zuhause bin ich an Weihnachten eh nicht. Außer Heiligabend. Und da bin ich in der Kirche. Das garantiert dann Weihnachtsgefühl zum Vierundzwanzigsten. Pünktlich, schnell und direkt vom Anbieter.
Sehnsucht bleibt
Kann ich als wirkungsvolle Maßnahme empfehlen, aber wer geht schon in die Kirche. Es ist nicht verwunderlich, wenn immer mehr Menschen Weihnachten irgendwas ganz anderes machen. Cocktail-Party. Rock-Night. Trainingslager.
Warum auch nicht. Ist doch endlich mal Zeit dafür.
Weihnachts-Blues und Familienstreit braucht auch keiner.
Und doch bleibt eine Sehnsucht. Manchmal offen, manchmal verborgen.
Christen feiern an Weihnachten eigentlich was anderes: die Geburt des Erlösers. Die hat mit dem Weihnachtsgefühl gar nicht so viel zu tun.
Von manchem würde man ja ganz gerne erlöst werden an Weihnachten. Von Jingle Bells, Watteschnee und Werbemüll.
Wenn man an den Erlöser nicht glaubt, was feiert man dann?
Da kommt Erinnerung an Kindheit. An die Fähigkeit zu staunen. Bilder von glänzenden Augen. Glanz. Gloria.
Aber, sieht man tiefer, ist es mehr als das:
Sehnsucht nach echter Familie. Nach Harmonie ohne schräge Töne. Nach liebevollem Miteinander.
Es gibt sie wirklich
Die Sehnsucht gibt es. Sie wird von manchem mit blank gezogenem Sarkasmus beantwortet.
Alles nur Fake, Falschheit, hysterische Fiktion. Die Sehnsucht ist so groß, dass die eigene schlechte Erfahrung jedes gute Haar an anderen ausreißt.
Das ist traurig. Denn es gibt das wirklich, wonach die Sehnsucht sich ausstreckt. In Weihnachtsbäumen hängt es nicht. Gänsebraten sind auch nicht damit gefüllt.
Und warum brauchen wir dafür Weihnachten?
Gar nicht. Das ist nur dazu da, dass wir die Sehnsucht im Alltagstrubel nicht verlieren.
Und Advent ist sozusagen die Sehnsucht der Sehnsucht überhaupt. Warten auf den Sehnsuchtstag. Geniale Erfindung.
Bloß nicht jeden Tag Weihnachten!
Wenn der Advent nur nicht so viel zusätzlichen Trubel mit sich bringen würde, der den Alltag verstopft.
Der Advent ist fest im Griff der Werbebranche. Weil er einfach so genial ist. Bis zum Rand gefüllt, ja überbordend von Sehnsucht. Der ideale Nährboden, um Werbebotschaften aus zu säen.
So ein Ereignis kann sich kein Unternehmen selber ausdenken. Außer Apple. Das ist sozusagen die digitale Entlehnung von Weihnachten. Die Äpfel haben sie sowieso, die brauchen nur noch den Baum hinstellen. Und schon beißen alle an. Ganzjährig.
Sehnsucht ist das Mana der Werbewelt.
Jeden Tag auf dem vorweihnachtlichen Niveau kaufanfällig gehalten werden, wäre sozusagen der Himmel des Vertriebs. Die absolute Sehnsuchtshölle.
Zumindest endet mit der Geburt des Erlösers bis jetzt regelmäßig die Vorweihnachts-Hölle. Vielleicht hätten wir aber besser einen Erlöser, der uns gleich von Weihnachten befreit.
Sehnsucht anders
Wohl ist mir deshalb so wenig adventlich. Ich habe letztendlich mit Verkauf zu tun. Und mit Ethik.
Mit Spiritualität noch dazu. Die ist nun wirklich nicht käuflich.
Ich kann nur Räume dafür bereitstellen. Begleitung anbieten. Hilfen ausarbeiten. Rede und Antwort stehen.
Da geht es auch um Sehnsucht. Allerdings spiele ich damit nicht. Ganz im Gegenteil.
Am Ende hilft das beste Angebot nichts, wenn es niemand sieht. Also habe ich mit Werbung zu tun. Über Dinge, die mir weiter helfen und die Qualität haben, möchte ich ja schon auch gerne erfahren.
Entscheidend ist, ob die Antwort, die man Dir gibt, zur Frage passt. Und ob Du Deine Fragen kennst.
Sehnsucht ist da. Genügend.
Das Verrückte an Weihnachten ist, dass es das, was wir so wünschen, wirklich gibt.
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